Nachruf Heinrich Woermann – Mentor der Jugend

Nachruf Heinrich Woermann

Am 25. August 2015 ist unser Gafffelfreund Heinrich Woermann im Alter von 95 Jahren in Hamburg verstorben.

Er hat das Piekfall seit 1981 durch viele Artikel bereichert und wird uns auch als Preisstifter des “Olifant-Schinkens” zur Herbstregatta immer in Erinnerung bleiben.

Heinrich Woermann - Rhinplate Rund - 05.10.1996 - 839_Wolfgang_Reich_klein

Foto  Wolfgang K. Reich

Eine erste Begegnung hatte ich mit ihm während der Tall Ships-Regatta 1983 auf der Ostsee, bei der er eine ganze Weile neben uns (Amphitrite) her gesegelt ist und wo von diesem herrlichen Segeln hinterher noch analoge Fotos getauscht wurden. Ich durfte dann 1985 ein paar Mal mit Freunden auf der Olifant mitsegeln und  bewundere noch heute den Respekt und das Vertrauen, das Heinrich Woermann uns jungen Menschen damals entgegengebracht hat. Von ihm habe ich den wichtigen Satz zum Thema KVR auf der Elbe gelernt: “Wer groß und schwarz ist, hat Vorfahrt.” Das ist einfach und hilft bei der Beurteilung so mancher Nahbereichslage.

Auch in seinen Piekfall-Artikeln konnte er auf entspannte Art und Weise, mit Stolz, aber auch mit einem Augenzwinkern seinen Wissensschatz zum Thema Gaffelsegeln und Holzboote weitergeben.

Er hat auf wunderbare Weise das Segeln mit Gaffelschiffen im Segelverein Wedel-Schulau mit den Freunden des Gaffelriggs  und der STI/STAG verbunden und war in allen Kreisen hoch geschätzt. Ich denke, Heinrich Woermann ist ein herausragendes Beispiel für das Weitertragen des Feuers! In diesem Sinne werden wir ihn immer in guter  Erinnerung behalten.

Thees Fock

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Foto – Karin Holzapfel

Mentor der Jugend

Das Woermann’sche Handelskontor an der Großen Reichenstraße in Hamburg zeugte mit den dramatischen Sturmgemälden eines Hochseekutters und eines gestrandeten Schoners schon immer von alter, seefahrtverbundener Tradition mit einem starken Schuss Tatkraft. Bis zu seinem Tod gehörte Heinrich Woermann der fünfköpfigen Geschäftsführung des Familienunternehmens an, dessen Kerngeschäft noch immer der Handel mit technischer Ausrüstung für afrikanische Staaten ist.

 

Abwarten und Tee trinken – das war oft Heinrich Woermanns Devise, wenn es um schwierige Entscheidungen ging, an Land wie auf See. Denn als Schipper der Olifant servierte er jeden Morgen seiner Crew, ob alt oder jung, den “Oli Morning Tea”. Wenn er dann im Masttopp eine Leine klariert hatte, setzte er seinen Zweispitz auf, warf die Leinen los und trompetete mit seinem Kuhhorn elefantenähnliche Laute über den Hafen: Olifant segelt wieder, mit dem Beiboot Minifant im Schlepp. Beim Einlaufen erschreckte er gern die Zuschauer mit einem Donnerschlag aus seiner winzigen Relingskanone. So trug er Traditionen nie als verknöcherte Rituale zur Schau, sondern würzte sie mit einem Augenzwinkern. Messingputzen während der Reise lehnte er jedoch strikt ab, sondern mietete lieber einen Bus, um mit den Jugendlichen die Umgebung zu erkunden.

Wie Thees habe ich ihn erstmals 1983 beim Tall Ships Race gesehen, als Olifant in stockdunkler Nacht bei Sturm und hohem Seegang souverän die Nordspitze von Gotland rundete.

Als Gründungsmitglied und langjähriger Präsident der Sail Training Association Germany brachte er seine Erfahrung in die nationale und internationale Jugendarbeit ein, die er selbst so beispielhaft und unbeschwert praktizierte. Oft habe ich an Bord gehört (damals siezte die Crew ihn): “Mit Herrn Woermann und Olifant segeln wir dem Teufel ein Ohr ab.”

Auch handwerklich war Heinrich Woermann begabt, nicht nur beim Schnitzen der barbusigen Galionsfigur – im Wohnzimmer, wie er erzählte. Dort entstanden auch andere kunstvolle Schnitzwerke, unter anderem Kasperlefiguren, sehr zur Freude der nunmehr neun Enkel und neun Urenkel in der Familie. Kurz dem Verkauf der Olifant und seinem “endgültigen” Entschluss zum Landleben war er mit dem Cornish Crabber Mavrodaphne unterwegs. “Womit sollen meine Enkel denn sonst segeln?”, war sein unschlagbares Argument, um wieder aufs Wasser zu kommen.

Nun hat er seine letzte Reise angetreten.

Farewell, Heinrich Woermann, wir werden dir ein bleibendes Andenken bewahren.

Monika Kludas