Taucher Flint III – Ein spannendes Projekt

Abzugeben: Bergungsdampfer TAUCHER FLINT III

Von der Stiftung Hamburg Maritim erreichte uns der der folgende Projekt-Notruf:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
 
unsere Stiftung ist seit fast zwei Jahrzehnten Eigentümerin des historischen Dampfschiffs TAUCHER FLINT III. Leider war es uns in all den Jahren nicht gelungen, dampfbegeisterte Ehrenamtliche für dieses Projekt zu gewinnen. Aber aus der Überzeugung heraus, dass dieses einmalige historische Fahrzeug erhalten bleiben muss, haben wir “den Flint” all die Jahre klaglos mit durchgeschleppt. Weil unsere Flotte inzwischen stark angewachsen ist und wir zunehmend Platzprobleme bekommen, müssen wir uns leider von diesem originellen Dampfschiff trennen. Für die technischen Daten und die Geschichte verweisen wir auf die angehängte Projektbeschreibung.
 
Zum Schiff gehören mehrere große Kisten voll ausgelagerter / demontierter Teile, die für eine etwaige Musealisierung interessant sein dürften. An Land trocken eingelagert ist auch die historische Dampf-Ladewinde, die vor geraumer Zeit sogar schon betriebsfähig gemacht worden war. 
 
Neben dem technischen Kulturgut gibt es auch umfangreiche Archivalien und historische Fotos, die ebenfalls mit abgegeben werden sollen.
 
Unsere Stiftung ist bereit, den Bergungsdampfer nebst Inventar als Schenkung abzugeben, vorzugsweise natürlich als Gesamtheit. Das Schiff würde sich auch gut als Exponat auf dem Trocknen eignen. Weil seine Innenräume zu klein und zu niedrig sind für Publikumsbetrieb, müssten notfalls Gucklöcher in die Außenhaut geschnitten werden. 
 
Erst wenn sich keine Erhaltungslösung abzeichnen sollte, könnte auch über die Verwertung von Einzelteilen nachgedacht werden. Die Antriebsmaschine beispielsweise, eine Zweizylinder-Compound-Dampfmaschine der namhaften Harburger Fabrik Meyer & Christiansen, würde vermutlich Begehrlichkeiten wecken.
 
Falls Sie jetzt an etwas ganz Naheliegendes denken: Leider hat das in Gründung befindliche Deutsche Hafenmuseum kein Interesse an der Übernahme des TAUCHER FLINT III gezeigt…
 
Mit freundlichen Grüßen

Joachim Kaiser 

Mitglied des Vorstands                                               

Kontakt                                                                                               
Stiftung Hamburg Maritim / Kopfgebäude Schuppen 52  /Australiastraße  / 20457 Hamburg 

Das jetzige Bergungsfahrzeug TAUCHER FLINT III ist ein Hybrid aus ehemaligem Frachtsegler und Dampfschiff und
damit ein Solitär. Als niederländische Tjalk ein plattbodiger, einmastiger Segler unter vielen hundert ganz ähnlichen
Exemplaren, ging die damalige WELVAART nach Strandung in der Elbmündung 1910 ins Eigentum der alteingesessenen Hamburger Bergungsfirme M. A. Flint über. Flint hatte Bedarf für ein flachgehendes
Bergungsfahrzeug, das gefahrlos im Watt trockenfallen konnte, und baute den ehemaligen Segler für seine
Bedürfnisse um. Antriebsmaschine und Dampfkessel des neuen Bergungsdampfers wurden geliefert von der
renommierten Maschinenfabrik von Christiansen & Meyer in Harburg. Man darf vermuten, dass die diversen
Dampfaggregate, Pumpen und Spills, die nach und nach eingebaut wurden, bereits ein Vorleben auf anderen, von
Flint geborgenen Schiffen gehabt hatten. Die Umbauarbeiten wurden auf Flints eigener Werft am Reiherstieg
durchgeführt, 1912 ging der Dampfer unter dem Namen TAUCHER FLINT III wieder zu Wasser und in Fahrt.
Über die Jahrzehnte hat das markante Fahrzeug an zahllosen Bergungen mitgewirkt, überwiegend im Hamburger
Hafen oder auf der Niederelbe, aber auch für Einsätze an der Ostfront im Ersten Weltkrieg. Für eigentliche
Bergungszwecke war es mit einer dampfbetriebene Ladewinde ausgestattet, über die mächtige Bugrolle vorn
konnten auch Anker geborgen oder Pfähle gezogen werden. Der Dampfer verfügte auch über dampfbetriebene
Luftpumpen, mit deren Hilfe man das Wasser aus abgedichteten Sektionen eines Wracks ausblasen konnte. Oft
diente das Schiff einfach nur als Basisfahrzeug für Helmtaucher.

 

Zu Ruhm und Ehre kam Dampfer dank seiner Einsätze nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Hamburger Hafen lag voller
Wracks, die Räumungsarbeiten zogen sich über Jahre hin. Auf diversen Fotos des kriegszerstörten Hamburger Hafens
ist am Rande auch TAUCHER FLINT III zu erkennen mit seinem schwarz-weiß-roten Schornstein.

Zu Ruhm und Ehre kam Dampfer dank seiner Einsätze nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Hamburger Hafen lag voller
Wracks, die Räumungsarbeiten zogen sich über Jahre hin. Auf diversen Fotos des kriegszerstörten Hamburger Hafens
ist am Rande auch TAUCHER FLINT III zu erkennen mit seinem schwarz-weiß-roten Schornstein.

In den 1990er Jahren erwarb ein Dampftechnik-Liebhaber das inzwischen stillgelegte Fahrzeug und verlegte es nach
Wilster, die Pläne zur Indienststellung kamen aber nicht zur Ausführung. 2001 erwarb die frisch gegründete Stiftung
Hamburg Maritim (SHM) das bereits sehr verwahrloste Schiff und brachte es zurück nach Hamburg. Auf der Werft
von „Jugend in Arbeit Hamburg e.V.“ (JiA) wurden nach und nach diverse Platten gewechselt und Reparaturen
ausgeführt, da es aber kein Nutzungskonzept für das Schiff gab, diente das Objekt mehr oder weniger als
„Lückenfüller“. Mit dem Konkurs von JiA kamen auch diese Aktivitäten zum Erliegen, FLINT wurde in den Hansahafen
verholt und der größte Teil der losen Ausrüstung in den 50er Schuppen eingelagert. Für die Verlängerung des
Schwimmfähigkeitszeugnisses hat die SHM den Dampfer 2012 aufslippen lassen und eine erhebliche Summe für
Nachweißungen und Dopplungen aufwenden müssen. Mangels interessierter Ehrenamtlicher verwahrloste das Schiff
jedoch immer weiter.
SHM verfolgte mit dem Erhalt des TAUCHER FLINT III keine eigenen Interessen und hat sich für den Fortbestand des
Schiffes nur mit Hinblick auf den Aufbau des Deutschen Hafenmuseum engagiert. Einen besseren Sachzeugen über
die Aufräumarbeiten im kriegszerstörten Hamburger Hafen dürfte es kaum geben. Das Objekt würde sich auch gut
für eine Trockenstellung auf dem Freigelände oder für eine indoor-Aufstellung im Foyer eines großen Neubaus
eignen. Neben der Bergungs- und Tauchtechnik repräsentiert das Objekt zugleich Stahlschiffbau, Nietbauweise und
Dampftechnik.

Schiffsdaten:

Name: FLINT III ex WELVAART
Heimathafen: Hamburg
Gattung:  Zum Bergungsdampfer umgebaute Tjalk niederländischen Ursprungs
Erbaut: 1888 auf unbekannter Werft in NL. Umbau 1910-12 auf der Werft von M. A. Flint, Hamburg
Abmessungen: 24,08 x 4,90 x 2,06 m, 69 BRT
Maschinenleistung:  180 PSi
Schiffstyp: Vielzweck-Taucher- und Bergungsfahrzeug mit Dampfantrieb, aus Stahl genietet.
Klassifizierung: Schwimmfähigkeitszeugnis gem. SUK, gültig bis 1.8.2024
Status:  Bis 1974 bei Taucher Flint im Einsatz, später an private Liebhaber verkauft. Boden tlw. saniert
und gedoppelt. Pflegerückstand, Restaurierung begonnen und tlw. durchgeführt bei „Jugend
in Arbeit Hamburg e.V.“ in Harburg.
   

 

Die Projejktbeschreibung ist hier zu finden: http://piekfall.de/wp-content/uploads/2022/01/Projektbeschreibung-TAUCHER-FLINT-III-b.pdf

Deutsche Sailtraining Association (S.T.A.G.) lässt Traditionsschiffe nicht im Stich

         

 

Gebeutelt durch die z.Zt. offenbar noch recht willkürlich angewandten neuen Sicherheitsrichtlinie des Bundesverkehrsministeriums, dem versprochenen aber kaum nutzbaren Umbaufond und dann noch der Flickenteppich der Corona – Verordnungen der norddeutschen Küstenländer –  das kann eigentlich keiner der so liebevoll gepflegten und für die maritime Geschichte so wichtigen Traditionssegler überleben. Hatten doch einige Bundesländer sogar Einzelpersonen verboten an Bord zu arbeiten!

Da kann man den Entschluss der Deutschen Sailtraining Association (S.T.A.G.) gar nicht hoch genug schätzen, wenigstens die Verbände, Vereine und Eigner zu unterstützen die seit Jahren unter Flagge der S.T.A.G. beispielhafte Jugendarbeit leisten. Bereits Anfang Juni informierten die Gremien der S.T.A.G. ihre Mitglieder über den Entschluss 2021 ein weiteres Corona – Hilfsprogramm aufzulegen – in der sicheren Erkenntnis, dass ohne Schiffe in Zukunft auch keine Jugendarbeit in Form von Sail – Training auf Segelschiffen möglich sei. Insgesamt stehen 50 000€ zur Verfügung, max. 7 500€ pro Schiff.

Voraussetzung ist, dass die Eigner überzeugend darlegen, dass ihr Schiff nach Ende der Einschränkungen bzw. Ende der Pandemie wieder erfolgreich betrieben werden kann. 50% des Förderungsbetrages sind ein nicht zurückzuzahlender Zuschuss, die restlichen 50% sollen überwiegend in Form von Freiplätzen mit einem ausgefeilten Sail – Training – Programm für Mitglieder („Törn – Gutscheine“) erfolgen.

Weitere Informationen bei:

S.T.A.G. Bremerhaven  
Coloradostr. 7                                                                                                    
27580 Bremerhaven

Tel.:  0471 – 94 58 821
Fax.:0471 – 94 58 820

 

 

 

 

      

Sicherheitstrainings für Ausbilder auf Traditionsschiffen

im Anhang findet Ihr den Flyer für den neuen
Sicherheitslehrgang, der von der BG Verkehr statt STCW anerkannt wird.

Notwendig ist dieser Lehrgang für die neue Rolle des “Ausbilders” auf
Segelschulungsschiffen UND für Pressluftatmer-Träger auf allen
Traditionsschiffen, sofern diese eine Brandschutzausrüstung mitführen
müssen (auch dann, wenn die Geräte freiwillig mitgeführt werden).

Der Lehrgang wurde vom Ma-Co Hamburg und der GSTU in Zusammenarbeit mit
der BG Verkehr, Dienststelle Schiffssicherheit erarbeitet.

http://piekfall.de/wp-content/uploads/2021/01/Sicherheitslehrgang-für-Traditionsschiffe.pdf

 

Maritime Reiseziele – Coronafrei

 

Verlage, die beizeiten auf Reiseziele in Deutschland gesetzt hatten, gehören zweifellos zu den glücklicheren der Branche. Drei sollen hier vorgestellt werden, drei die vor allem maritim interessierte Leser ansprechen dürften.

 

Der Köhler Verlag in Hamburg, seit vielen Jahrzehnten bekannt für sein enormes maritimes Programm, mischt nun in diesem Segment kräftig mit. Das Schwergewicht des Programms liegt zweifellos hier im Norden. Besonderen Regionen in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig – Holstein und Mecklenburg – Vorpommern sind die recht preiswerten Bände gewidmet ($,95€ und 9,95€). Stellvertretend für die ganze Reihe soll hier über den Titel „Cuxland“ berichtet werden: Ulf Kaak ein renommierter Autor, der recht vertraut ist mit maritimen Themen und Natalie Schnautz als ortskundige Fotografin sind die Autoren. Beschrieben wird das „nasse“ Dreieck zwischen Weser und Elbe. Allerdings, und hier muss auch der wohlwollendste Rezensent mit Kritik beginnen, scheinen weder Verlag noch Autorenpaar viel Zeit investiert zuhaben, um einen in sich stimmigen Reiseführer herauszugeben. Warum z.B. Nordholz mit seinem Aeronauticum vorgestellt werde, aber das wenige Kilometer südliche Brake mit seinem wichtigen Schifffahrtsmuseum nicht, oder die „Alexander von Humboldt 2“ als Traditionsschiff, eine 2011 gebaute moderne Bark oder Im Zusammenhang mit Hemmoor von der Gewinnung anstatt von Herstellung von Zement gesprochen wird bleibt das Geheimnis der Autoren. Kurz, es wirkt alles recht willkürlich und zufällig, als ob man in die Kiste mit bereits vorhandenen Versatzstücken der diversen Fremdenverkehrsämter gegriffen, kurz geschüttelt und dann gedruckt hat.

 

Im Gegensatz dazu hat sich das renommierte Autorenpaar Stephan Lipsky und Barabara Post intensiv mit dem Thema Nord – Ostsee – Kanal auseinandergesetzt und ein Buch abgeliefert, das die vielen sehenswerten Orte und Stätten beiderseits des Kanals zutreffend beschreibt und so ganz nebenbei durch die Geschichte des Kanals und seiner Vorgänger führt.  Gerade in diesem Jahr in dem alle das Jubiläum „125 Jahre Kanal“ feiern wollten ist das Buch ein zuverlässiger Führer. Selbst für den, der glaubt mit dem Kanal und den Zeugnissen seiner Geschichte vertraut zu sein, ist dieses Buch interessant. Wer kennt schon die das steinzeitliche Ganggrab von Bunsoh und den archäologisch wichtigen Schalenstein, den Erdmagnetfels – Simulator der Marine am Borgstedter See?  Dazu gibt´s noch ausgewählte Hinweise auf Restaurants die einen Besuch lohnen, aber natürlich strenggenommen oft nur kurze Zeit aussagekräftig sind, vor allen in den Zeiten des alles beeinflussenden Corvid 19 – Virus,  das zudem alle Veranstaltungen zur Kanalgeschichte so erfolgreich verhindert hat.

 

„Sturmbesonntes Land“ nennt der Mitteldeutsche Verlag doppelsinnig den Führer, der die wunderschönen Halbinsel zwischen Ribnitz – Damgarten und dem Strelasund, dem Fischland, Darß, Zingst und der Boddenküste gewidmet ist. Sehr feuilletonistisch schildert der Autor Michael Pantaenius recht amüsant „seine“ Landschaft – die allerdings ohne Landkarte für den nicht landeskundigen Leser oft ein weißer Fleck auf der Deutschlandkarte bleibt. So ist dieses Buch mehr eine sehr anregende Lektüre für zu Hause als ein echter Reiseführer, den es keinesfalls ersetzt. Allerdings ist auch dieses Buch nicht frei von gewissen Widersprüchen, so schreibt Pantaenius von einem in Bernstein konservierten Skorpion, zeigt aber das gelbliche Foto eines Gekkos oder ähnlichem Tieres, warum er ausgerechnet als Vorbild einer Walfängerkneipe den malerischen, aber als Walfängerhafen recht unbekannten Greenport nennt bleibt das Geheimnis des Autors, eben so warum er zwar Schiffe zeigt, aber kaum auf deren Details eingeht. Vielleicht wären diese Ausführungen zu faktenreich und würden nach Pantaenius´ Meinung damit den Lesefluss stören.

Ulf Kaack, Natalie Schnautz

Cuxland

Unterwegs zwischen Elb – und Wesermündung

Reiseführer,

Koehler Verlag, Hamburg 2020

136 S. viele Abb., broschiert

ISBN 978 – 3 – 7822 – 1329 – 5

Preis: 9,95

Barbara Post, Stefan Lipsky

Am Nord – Ostsee – Kanal

Touren – Begleiter zwischen Brunsbüttel und Kiel

Boyens Buchverlag, Heide 2020

160S.; 172 Abb.; kartoniert

ISBN 978 – 3 – 8042 – 1522 – 1

Preis: 12,00€

Michael Pantaenius

Sturmbesonntes Land

Fischland, Darß, Zingst und Boddenküste

Kulturreiseführer

Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2019

208 S., 13,5 x 20,5cm, broschiert, viele Abb.

ISBN 978 – 3 – 96311 – 157 –

Preis: 15,00 €

 

Text: Herbert Böhm

 

 

 

 

Johannes Holst – Maler der See – Ausstellung und Buch

 

Johannes Holst – Maler der See

Spricht man von deutscher Marinemalerei des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts so ist Johannes Holst fast ein Synonym dafür. Keiner malte das Meer und Schiffe, vor allem die großen Frachtsegler der Reederei Laeisz, so authentisch wie er. Ohne in kitschigen Fotorealismus abzugleiten gelang es ihm, auch wenn dies recht abgegriffen klingt, Wellen und Schiffe so darzustellen, dass sich der Betrachter immer wieder in neue, stimmige Details vertiefen kann – die Szene authentisch nacherlebt. Walter König, der Autor, beschreibt dies recht einprägsam, dass Holst einfach „das Meer verstanden“ habe. An die 3400 soll der 1880 geborene „Maler des Meeres“ hinterlassen haben, 1400 sind davon heute bekannt, die meisten in Privatbesitz.

Der intensiven Zusammenarbeit von Köhler -Verlag und dem „Internationalen maritimen Museum“ in Hamburgs ältestem Speicher am Rande der Speicherstadt ist es nun zu verdanken, dass 70 dort in einer faszinierenden Sonderausstellung nun noch bis zum 19. Juli gezeigt werden können. Die meisten stellten private Sammler zur Verfügung, andere kamen von namhaften norddeutschen Museen sowie aus dem Museum der Kap Hoorniers in St. Malô.

Wer wegen der „Coronaren Krise“ keine Gelegenheit hat, diese mehr als sehenswerte Ausstellung zu besuchen, dem bietet der kürzlich erschienene Band Gelegenheit sich mit dem Werk des Künstlers intensiv zu beschäftigen. Abgebildet werden auf 445 Seiten nahezu alle bekannten Werke, auch die nach dem heutigen Geschmack nicht unbedingt sehenswerten Portraits und Akte. Ein alphabetisches Werkverzeichnis (Schiffsnamen) am Ende hilft die Bilder des Künstlers rasch zu finden. Wesentlich erleichtert ein biographischer Teil, der vertiefenden Aufsätzen vorangestellt, den Zugang zum Künstler und seinen Arbeiten. Dabei wird deutlich wie sehr er in seiner maritimen Heimat – Finkenwerder und Altenwerder -verwurzelt ist und der bis zum seinem Tod 1965 treu bleibt, wie er von dort immer wieder Impulse erhält und neue Kraft schöpft. Holst war eigentlich wie viele seiner Künstlerkollegen der damaligen Zeit ein Universalgenie: Ein äußerst geschickter Modellbauer, erfolgreicher Segler und Bootsbauer, zudem ein ausgezeichneter Geigenbauer und natürlich Maler. Erstaunlicherweise scheinen aber keinerlei Plastiken o.ä. von ihm bekannt zu sein.

Allerdings ist der Autor nicht so ganz fit wenn es um maritime Begriffe geht, so dürfte ein Dreikant – Toppsegel  nur ihm bekannt sein, auch Stilblüten wie das „weltweit größte Kriegsschiff der Welt“ lassen schmunzeln auch der Lotsenschoner  wurde falsch bezeichnet; Richtig ist Lotsenschoner Nr.2 Duhnen (gestrandet 1964, Cook Islands).

Ergänzt wird der hervorragend gedruckte Bildteil durch Beiträge von Alexandra Schwarzkopf, die das Schaffen von Holst in einen kunsthistorisch – europäischen Kontext einordnet, sowie weiteren, kürzeren ergänzenden Beiträge u.a. von Klaus – Peter Mybs, dem Ur – Enkel, der ständig auf der Suche ist wenigstens einige der ca. 1500 verschwundenen Bilder wieder zu finden.

Auch wenn der großformatige Band nicht gerade als „Schnäppchen“ zu bezeichnen ist, angesichts all der Lizenzgebühren für die Abdruckrechte, die bestimmt recht exclusive Auflage, scheint der Preis durchaus gerechtfertigt zu sein.

Walter König

Johannes Holst, Maler der See

Köhler Verlag, Hamburg 2019

Querformat 29,5 x 26cm, mehr als 1400Abb., Hardcover mit Schutzumschlag;

Köhler _ Mittler Verlag, Hamburg

ISBN 978 – 3 – 7822 -1297 – 7

Preis: 148,00€

Text: Herbert Böhm –

Fotos unten: Thees Fock (2015 / Holst Ausstellung in der St. Gertrudkirche zu Altenwerder )

 

FREDDY mit offenem Heck

Der KFK FREDDY ist eigentlich kein echter KFK, weil erst nach dem Krieg gebaut. Er gehört zu einer Serie von 10 Kuttern die 1945 bis 1948 bei Burmester in Bremen Burg gebaut.

Die FREDDY diente von 1953 -1993 der BP (British Petrol) in Hamburg als Schiff für “Gästefahrten” aber hatte auch immer den Zweck im Falle einer Invasion von Osten, den Vorstand der BP heil nach England zu bringen.

Die Geschichte dieser Fluchtkutter ist in dem Spiegel Artikel schön erzählt.

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29194697.html

Das besondere bei den KFK ist die Kompositbauweise – Eichenplanken auf Stahl Spanten

Aber auch das ist nicht für die Ewigkeit und hie sieht man das einige Meter Planke in Finkenwerder bei Behrens neu gemacht werden müssen

Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum

Liebe Freund’Innen,
eigentlich haben wir gerade gar keine Zeit, einen Newsletter zu
verfassen. Eigentlich war es in den letzten Jahren nämlich üblich, dass
in der Woche vor Ostern einige Eifrige nahezu Tag und Nacht im Museum waren, dort ausgemessen und gestrichen, Texte verfasst und fast dort übernachtet haben, damit die große Saisoneröffnung am Ostersonntag mit zwei bis drei neuen Ausstellungen begangen werden konnte.
In diesem Jahr ist es merkwürdig ruhig im Museum. Kein emsiges Kommen und Gehen, keine riesigen Mengen an Preiselbeermarmelade oder sauren Gurken, die sich in der Küche stapeln, keine Putzkolonne, die durchs Haus wuselt, kein Kabelsalat von den Musikern vor der großen Tür…
Wir alle wissen, woran das liegt: das Corona-Virus verbietet es, mit
mehreren Leuten zusammenzukommen.
Deshalb mussten wir leider notgedrungen unsere traditionelle Saisoneröffnung absagen.
Das ist uns allen nicht leicht gefallen, wissen wir doch, dass für viele von Euch, von unseren Fans und Freunden, der Ostersonntag im Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum ein fester Termin im Jahreskalender war. Und auch für uns ist das ungewöhnlich und seit 20 Jahren
haben wir nun an Ostern Zeit.
Dennoch arbeiten wir an neuen Ausstellungen und haben auch im Winter ein bisschen was im Museum geschafft.
Im Erdgeschoss ist eine neue Beleuchtung eingebaut worden und bis auf ein paar fehlenden Leuchtmittel sind wir damit schon ganz schön weit. Jetzt ist das 25-jährige Provisorium mit Halogenstrahlern am Seilsystem Geschichte und das Museum wird nun mit umweltfreundlichen und Energiesparenden LED-Leuchtmitteln erhellt.
Auch unsere Ausstellungen nehmen Gestalt an und wir hoffen, dass Ihr schon neugierig darauf seid.
Für unsere Kunstausstellung haben wir Holger Koppelmann aus Brunsbüttel gewinnen können, der meisterhaft Szenen aus der Küstenschifffahrt mit dem Pinsel einfängt und fast
fotorealistisch auf die Leinwand bannt.


Die „NATHALIE EHLER“ auf
dem Nord-Ostsee-Kanal
Von
Holger Koppelmann, Brunsbüttel


Auch in unserer kleinen Sonderausstellungsecke im Erdgeschoss werden wir uns mit Kunst beschäftigen und einige Werke des dänischen Malers Otto Valdemar Stoltenberg aus
Kalundborg (1906-1988) zeigen, der hunderte von Schiffsportraits mit dem Bleistift gezeichnet hat. Die gezeigten Werke stammen aus unserer eigenen Sammlung.
Die große Sonderausstellung im Obergeschoss wird sich passend zum 75. Jahrestag des Endes
des Zweiten Weltkrieges mit „Kümos in Krieg und Frieden“ befassen. Hier geht es jedoch nicht so sehr um Militärgeschichte, sondern um die Schicksale einzelner Fahrzeuge, die in die Wirren dieses Krieges hineingezogen wurden. Der Besucher lernt teilweise sehr wechselvolle
und spannende Kümo-Lebenswege kennen, unterstützt von zahlreichen Fotos.
Natürlich finden wir es schade, dass wir nicht in dem gewohnten Rahmen unsere diesjährigen Ausstellungen und die Saison eröffnen können. Glücklicherweise hatte wir schon vor Corona
überlegt in diesem Sommer ein kleines Museumsfest zu veranstalten. So soll nun dieses Fest ein wenig Ersatz für die Eröffnung werden, aber auch ganz anders. Sobald wir einen Termin nennen können, an dem unser Fest stattfinden darf und soll, werden wir Euch über diesen Weg und über die Medien einladen.
Wir hoffen, wir konnten Euch schon ein wenig neugierig machen und Ihr bleibt uns gewogen.
Einmal alle zwanzig Jahre feiern wir Ostern also zu Hause, aber wir denken an Euch.
Bitte bleibt gesund!

Tall Ships´ Races 2019 Im Kielwasser der Wikinger und der Hanse

ROUEN – SCHEVENINGEN – AALBORG – FREDRIKSTAD – BERGEN – AARHUS

Recht früh beginnt in diesem Jahr der Veranstaltungsreigen in dessen Mittelpunkt zu Beginn die großen Windjammer stehen – und später alle mögliche Galeassen, Schoner und Yachten – insgesamt liegen Ende Mai weit über 75 Meldungen vor.

Diktiert wurde das frühe Datum vom Beginn der Landung in der Normandie am 6.Juni 1944, die im historischen Gedächtnis der Frankreichs, Englands und der USA eine so wichtige Rolle spielt.

Patrick Herr, einem langjährigen Mitglied er französischen Nationalversammlung, gelange es wieder zahlreiche Windjammer und Einheiten nach Rouen zu holen  um dort dem denkwürdige Ereignis zu gedenken. Als L´ Armada de la Liberté 6. -16. Juni), eine Reihe die 1989 mit der unübertroffenen L´Armada de la Revolution begann,  wird sich auch dieses Treffen in die Reihe der spektakulären Veranstaltungen am Ufer der Seine einreihen.

Da  nur wenige Wochen später die traditionellen Tallships´Races in Aalborg beginnen, entschloss sich die federführende Organisation „Sail Training International“  den Schiffen ein Angebot zu machen: Sie  rief zu einer Art Zubringer – Regatta, dem Liberty Race, von der Seine – Mündung(Start 17.6. 2019) nach Scheveningen (20. – 23.Juni) in den Niederlanden.

Wenn Rouen auch nie eine Siedelung der Wikinger war, so wurde die Stadt doch von den harten Kriegern mehrfach geplündert, ebenso wie Siedlungen an der flämischen Küste womit wieder die Verbindung zu den Wikingern und deren Kielwasser hergestellt ist. 

Das über tausendjährige Aalborg jedoch ist tatsächlich eine Wikingergründung (vermutlich um 682) wie zahlreiche sehenswerte Spuren in der Umgebung beweisen. Eine eindrucksvolle Armada wird sich am 3. Juli dort zum dritten Mal versammeln und bis zum  6. Juli bestimmt wieder zahlreiche Besucher anlocken. Nach der eindrucksvollen Parade im Limfjord ist die norwegische Festungsstadt unweit der Glomma – Mündung das Ziel von Race 1. Eng gedrängt liegen dort die vielen Segler vor Nordeuropas besterhaltener Festungsanlage und dem Zentrum zur Restaurierung historischer Holzschiffe (Isegran).

Von dort geht es mit vielen Zwischenstopps um Südnorwegen herum, als sog. „Cruise in Company“ nach Bergen. Dieses gemeinsame Segeln, bei dem oft Besatzungsmitglieder mit anderen Schiffen getauscht werden, dient vor allem dem gegenseitigen Kennlernen und ist kein Wettbewerb. Den gibt es wieder nach den spannenden Tagen in Bergen, der zweitgrößten Stadt Norwegens und Krönungsstadt – gegründet um 1070 vom Wikingerkönig Olav Kyrre. Obwohl Bergen nie eine Hansestadt war, gehört um 1360 das dortige Hansekontor zu den wichtigsten Handelsplätzen des Mittelalters. Trotz mancher Stadtbrände repräsentiert die Tyske Bryggen bis heute nahezu unverfälscht diesen, unter dem Schutz der UNESCO stehenden,  mittelalterlichen Handelsplatz. Auch wenn Bergen wegen seiner vielen Regentage berüchtigt ist, während der Tallships´Races hatte Petrus meist ein Einsehen und schickte Sonne und Wärme. Trotzdem, die schönen Tage vom 21 -24. Juli enden und Race 2 beginnt. Ziel ist Dänemarks zweitgrößte Stadt Aalborg, berühmt nicht nur wegen ihres Aquavits sondern auch sehenswerter moderner Architektur, romantischer Altstadtwinkel  und schicker Shopping Malls.

Wenn am Sonntag , dem 4. August mit der Übergabe der Sail Training International – Trophy für Völkerverständigung die Rennserie für dieses Jahr endet, werden eine ganze Reihe von Schiffen Segel setzen um die nun 700 jährige Hansestadt Rostock anzulaufen. Dort, vielen die Chance geben während der Tagestörns ihrer Sehnsucht Romantik zu frönen oder die Decks für´s Open Ship“ freigeben (u.a. Cuauhtemoc aus Mexiko) .

Aktuelle Informationen gibt es immer unter:

www.sailtrainginternational.org

©2019 H.H.Böhm