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Mittsommernacht im Wattenmeer

Alarm im Gezeitenkalender! Auf Seite 26 im „Kleinen Blauen“ steht es schwarz auf weiß, die erste Hälfte des Segelsommers ist bald abgearbeitet. Halbzeit! Der 21. Juni kündigt es an: Sommersonnenwende!

Es war schon slawisches Brauchtum, diesen Sommertag, an dem die Sonne ihre Rückreise in den Winter antritt, gebührend zu feiern. Für die Skandinavier ist er heute noch ein Tag des Genießens. Für „t‘ Poffertje“ und Crew soll es auch ein besonderer Tag werden. So möchten wir seit einigen Jahren die Mittsommernacht im Watt verbringen, trockenfallen und die kürzeste Nacht des Jahres unter freiem Himmel genießen. Leider hat es aufgrund des Wetters bisher nie klappen sollen, denn jedes Jahr wieder: Wind NW 5-6, Schauerboen – wirklich kein Wetter um ein Event daraus zu machen.

Am Morgen des 21. Juni 2016 ist unser Tag gekommen. Der Deutsche Wetterdienst sagt für heute südwestliche Winde um 3 voraus, die abends auch noch abflauen sollen. Als Würze gibt es sogar Sonnenschein hinzu. Kleines Handycap: Deutschland spielt heute in der Vorrunde der Fußball Europameisterschaft gegen Nordirland. Aber dank moderner Technik könnten auch wir heute an diesem Match teilnehmen.

Schon früh morgens fahren wir zum Schiffsausrüster nach Meldorf und transportieren unsere erworbenen Kostbarkeiten weiter zum Hafen, wo unser Plattboden „t‘ Poffertje“ schon freudig an den Leinen ruckelt. Sämtlicher Proviant wird verstaut, noch ein paar Mal hoch und runter zum Auto bzw. zur Bootshalle gelaufen, bis schließlich alles an Bord ist, was auf so einer Reise gebraucht wird. „t‘ Poffertje“ und Crew sind klar zum Auslaufen! Aber wohin? Zum Tertius, auf die Sommerbank oder ins Muschelloch, Russenloch oder Sandloch? Ich entsinne mich an eine Wattwanderung von Friedrichskoog zum Bielshövensand mit dem Wattführer Jan Franzen, die quer über das Wattfahrwasser Hoogen verlief. Dieses Fahrwasser erlebt man eigentlich nur zur Hochwasserzeit um übers Watt in oder aus  der Meldorfer Bucht zu gelangen. Zur Niedrigwasserwasserzeit ist diese Gegend nicht so von Booten frequentiert. Deshalb wird der Hoogen heute unser Ziel sein. Festes und trockenes Sandwatt habe ich noch in guter Erinnerung. Leinen los! Yorke schmeißt die Vorleine los, Jerck bedient den Maschinentelegraph – halbe Kraft zurück.  Gegen 1300 Uhr schiebt sich unser Boot gegen die Tide durchs Sperrwerk, Pegel 6,70 m steigend. Jerck pustet das Achtungssignal durchs Horn – er hat Hunger. Also: Backen und Banken! Ich steuere das Kronenloch weiter seewärts, Maschinenfahrt.

Bei Tonne 40 verlassen wir das Fahrwasser, Kurs West, quer über das Watt. Die Wassertiefe nimmt kontinuierlich ab. Mit steigender „Bodenfreiheit“ nehmen wir dann die Mittelplate und ab 4,00 m unter uns Friedrichskoog Spitze voraus. Einen Augenblick später kommt die Tonne SL 9 und die 3 er Pricke zum Muschelloch in Sicht.

Während eines Besuches des Muschellochs bei Niedrigwasser erlebten wir in der letzten Woche wieder einmal, was Vergänglichkeit ist. Die einst so große Muschelbank verliert immer mehr an Fläche! Jede Flut trägt Sedimente heran, die die im Sonnenschein so herrlich leuchtenden Muscheln immer mehr bedecken, Jahr für Jahr. Ältere Photos zeigen unser Boot dort auf Muscheln trockengefallen, wo heute nur noch Schlick zu sehen ist.

An der Ansteuerungspricke läuft noch Flut. Wir werden also zum Höchstwasserstand ankommen. Das Echolot „singt“ noch die Tiefe des Muschellochs aus. Dann, 1,60 m, 1,50 m, 1,40 m! Das Wattenhoch Hoogen ist erreicht. Büsum Hochhaus peilt N und die Bohrinsel WSW! Ein Blick in die Seekarte bestätigt es. Jetzt wird „t‘ Poffertje“ nur noch Richtung Bielshövensand aus dem Wattfahrwasser zum Ankerplatz gebracht, 60 cm Sicherheit gönnen wir uns. Ausloten, Bodenprobe und – fallen Anker. Yorke am Ankerspill, Jerck wieder am Maschinentelegraphen und an den Ankerball denkend. Sonne satt und einschlafender Wind, ein feiner Platz für die Mittsommernacht. Pegel Büsum 6,83 m.

Es ist noch ein wenig Zeit, bis zum Trockenfallen. Die Kinder bereiten derweil eine lustige Flaschenpost vor, mit der sie dem Finder einen netten Gruß aus dem 8. Weltmeer senden wollen. Ein Flaschenpostbote kommt heute leider nicht mehr vorbei also wird die Post dem abebbenden Seewasser mitgegeben. Tschüß und gute Reise!

Dann ist es soweit, unser schwimmendes Zuhause setzt auf und bewegt sich nicht mehr. Die Lütten sind nicht mehr zu halten, es ist warm und sie wollen ins Wasser! Schon fliegt die Knüppelleiter über die Kante und die Füße werden ins Nass getaucht. Das Wasser ist heute besonders klar und am Grund nahe der Pricken sind Unmengen von Herzmuscheln zu sehen. Sie werden uns in Kürze ein besonderes Naturschauspiel zeigen. Mit dem Freiwerden der Wattflächen graben sich die Herzmuscheln in den Schlick ein und schießen das letzte Wasser aus ihrem Körper ca. 30 cm hoch in die Luft. Bei dieser Herzmuscheldichte glänzen diese unzähligen Wasserfontänen im Sonnenlicht und könnten in dieser Formation an den Salzburger Wasserspielen teilnehmen. Yorke und Jerck sammeln einige Muscheln und legen eine Strecke zum Herzmuschelrennen aus. Welche sich wohl als letztes eingegraben haben wird? Das Wettbüro ist eröffnet.   

19:30 Uhr, Abendbrotzeit! Es gibt Spaghetti Bolognese, mhh, lecker. Während des Essens kommt die Frage auf, ob Herzmuscheln ess- und genießbar sind. Also folgt der Mahlzeit die Muschelkunde in der Bordliteratur. Mit der Antwort essbar aber nicht sonderlich geschmackvoll geht es noch einmal auf Abendspaziergang ins Watt, Richtung Büsum, immer höher hinauf auf den trockenen und festen Bielshövensand. Wie eine Trophäe liegt unser Boot jetzt in der Ferne auf der Ebene. Zurück an Bord gibt es noch eine Gutenachtgeschichte von einem Wrack im Wattenmeer. Dieses Wrack war einst ein stolzes Segelschiff und hatte Klaviere geladen. Während eines Sturms strandete es zwischen den vorgelagerten Außensänden und musste aufgegeben werden. Im Laufe der Zeit hat der Sand sich das Schiffswrack geholt und unter sich begraben. Eine Wracktonne kennzeichnet heute noch die Untergangsstelle. Der Sage nach kann man nachts, bei ruhiger See, in der Nähe des Unglücksortes Klaviere spielen hören. Schon bald ist Ruhe im Schiff!

Sonnenuntergang ist heute um 22:00 Uhr. Fix wird noch eine Erdbeerbowle als Sundowner angesetzt. Frische Erdbeeren schnibbeln, kalter Sekt drüber und ab in die Plicht. Im Westen kommt Bewölkung auf, es zeigt sich ein chaotischer Abendhimmel. Wir genießen die Ruhe im Watt und freuen uns über den im Südosten aufgehenden Vollmond. Nach kurzem Schmökern in Jörgen Brackers Roman „Hinter der Nebelwand“ folgt dann auch für den Rest der Crew die Nachtruhe. Bald kommt das Wasser zurück.

Gegen Morgen werde ich von einem leichten Prasseln an Deck sanft aus dem Schlaf getrommelt. Es regnet! Sandra ist schon auf und schließt die Bulleyes und das Schiebeluk. Ich merke noch, wie unser Boot leicht auf den Grund stuckert und sich einen feinen Platz zum erneuten Trockenfallen sucht. Dann bin ich wieder eingeschlafen. Wir haben jetzt wieder Zeit –  welch ein kostbares Gut!

Zum Frühstück sind dann alle wach.  Draußen ist es noch grau, kühl und klamm. Wir schließen die Tür, drehen die Bootsheizung an und genießen zusammen eine köstliche und ausgiebige Mahlzeit unter Deck. Die Kinder möchten eine Runde „Schiffe versenken“ spielen – finde ich gar nicht witzig! Über der Weite des Bielshövensandes arbeitet sich die Sonne mittlerweile durch die Wolken durch und lässt die Lufttemperatur deutlich wärmer werden. In der Ferne ankert das Seezeichenschiff „Wulf Isebrand“. Ihre Besatzung prickt heute das Neufahrwasser neu aus, bis hinauf zum Sperrwerk Friedrichskoog!  

An Bord kommt Unruhe auf, die Sonne scheint und es ist kein Halten mehr. Wir machen uns klar zum Wattgang. In der Senke des Prickenweges laufen wir nach Osten zum Muschelloch, der Flut entgegen. Wir sehen, wie die erste Flutwelle ins Muschelloch drückt und sich immer weiter den Hoogen hinaufschiebt. Wir laufen mit ihr in Richtung Boot zurück. Yorke lässt ihr Spielboot mit der Flut fahren und Jerck versucht mit Staudämmen und Durchbrüchen das steigende Wasser zu regulieren. Etwa bei halber Tide trifft „unsere“ Flut auf den Flutstrom, der sich vom Altfelder Priel hinaufschiebt und schließt die Wasserfläche im Scheitel des Wattenhochs „Hoogen“. Pegel Büsum 5,10 m. Noch ein kleines Bad im frischen Wasser und dann geht’s auch schon wieder an Bord. Unser Holländer schwimmt auf. Noch ein kleiner Snack und dann heißt es: „Anker hieven!“ Während Jerck die Ankerwinde bedient, steht Yorke mit dem Deckswaschschlauch klar zum Spülen der Ankerkette. Doch die Kette kommt schon sauber aus dem Wasser und verschwindet im Kettenkasten.

Das azurblaue Himmelsbild wird mittlerweile von keiner Wolke mehr gestört, es ist warm und der Wind weht mit 2 bis 3 bft aus West. Beste Bedingungen für „Sailtraining“! Also Segel setzen! Es ist Arbeitsteilung angesagt, einer an das Klaufall und einer an das Piekfall. Dann die Gaffel immer schön waagerecht vorheißen, bis das Klaufall tight kommt. Erst danach das Piekfall weiter holen, bis es durchgesetzt ist. Jetzt noch die Fock und den Klüver. So segeln wir unter Vollzeug gegen die Tide nach Osten. Während Mama und Papa das ruhige Dahingleiten unter Segeln sehr genießen, kommt bei Jerck erstaunlich früh Langeweile auf. Er bemerkt, dass es wohl besser wäre, den Motor wieder zu starten. Zusätzlich wünscht er sich einen Düsenantrieb herbei. Im Steertloch können wir die Höhe des Fahrwassers nicht und segeln quer übers Watt in Richtung Tonne SP 34. Hier läuft schon Ebbe, die wir mit ein paar Schlägen nutzen, um nach Büsum zu kommen. Im Vorhafen machen wir wieder ein All-hands Manöver und bergen die Segel. Im Museumshafen festgemacht, genießen wir Urlaubsstimmung am Büsumer Hauptstrand.

Am folgenden Tag runden ein Besuch des Piratenbades und der Familienlagune den Büsumbesuch ab, bevor es mit der nächsten Mittagstide, unter Segeln wieder zurück nach Meldorf geht.

Text undFotos Michael Wieben

Neues Herz für alte Dame – Die historische Dampfbarkasse Otto Lauffer erhält neuen Kessel

 

Die Stadt Hamburg wollte sie 2003 nicht mehr pflegen, das Museum für Hamburgische Geschichte auch nicht – und alle dachten der Museumshafen Oevelgönne wird´s schon richten, doch der konnte auch nicht so richtig (zunächst!).  So wanderte der entkernte Rumpf von der durch die merkwürdige Reform der Arbeitsförderung in den Ruin getriebene Werft „Jugend in Arbeit“ zu Blohm & Voss wo er weitere 10 Jahre still vor sich hin rostete. Doch es gab zwei Bundestagsabgeordnete die wussten wie man mit Geld gefüllte Tresore knackt: Johannes Kahrs und Matthias Bartke. 2015 standen plötzlich 890 000 € bereit, Mittel aus dem Sonderprogramm des Bundes für Denkmalschutz und dem Haushalt Hamburgs. Nun zahlten sich die Vorarbeiten der freiwilligen Helfer des Museumsvereins aus. Man hatte die ausgebauten Teile so sorgfältig als möglich gesammelt und konserviert, Pläne nicht nur geschmiedet, sondern auch aus den Archiven besorgt. So war man fast aus dem Stande in der Lage mit der nun bezahlbaren Restaurierung zu beginnen – wenn man eine Werft hätte die noch Schiffbau als Handwerk im besten Sinne betreibt.

Sie fand sich in Lauenburg an der Oberelbe: die 1886 gegründete Hitzler –Werft. Nun blieb noch das Problem des Dampfkessels. Zwar hatte man die Originalpläne der H.C. Stülcken Werft, die das Schiff 1928 gebaut hatte, aber den nachzubauen traute sich zu vertretbaren Kosten zunächst keine Firma. Im Gegensatz dazu „Wulff & UMAG Energie Solutions“ in Husum, sie bauten den Kessel,  nach den alten Plänen, so originalgetreu wie möglich nach um den heutigen Sicherheitsbestimmungen zu genügen. Ob der wohl auch 70 Betriebsjahre durchhält  wie sein historisches Vorbild, dessen Betriebserlaubnis 2003 erloschen war und damit Ursache der wohl längsten Restaurierung eines Dampfschiffes in Deutschland war. Dieser 7t schwere Kessel soll nun den Dampf für 147 PS starke 2 Zylinder – Dampfmaschine liefern.  Das Einsetzen des Kessels, so sagen die Fachleute sei für ein Dampfschiff so etwas wie Kiellegung und Stapellauf zusammen. Kein Wunder dass sich am 20. Januar mehr als hundert Vereinsmitglieder und Dampfenthusiasten in der großen Schiffbauhalle der Hitzler Werft versammelt hatten um den großen Augenblick nicht zu verpassen, als der alten Dame Otto Lauffer, ex Hafenpolizei 6 ihr neues Herz eingepflanzt wurde.

©2017 Herbert H. Böhm

Sail Training Association Germany erhält „Oscar” der Segelszene Sultan Qaboos Sail Training Trophy übergeben

Damit hatte niemand gerechnet: Die deutsche Sail Training Association (S.T.A.G.) hat am vergangenen Wochenende im Rahmen der internationalen Sail Training-Konferenz im schwedischen Halmstad die höchste Auszeichnung der traditionellen Seefahrt für Jahrzehnte lange erfolgreiche Jugendarbeit erhalten. Diese gemeinnützige Organisaition ermöglicht seit 1984 vielen Jugendlichen die Teilnahme an internationalen Sail Training-Programmen. Gleichzeitig unterstützt sie  mit erheblichen Beträgen den Erhalt ihrer Mitgliedsschiffe.trophy_v6f2868

Seit 2011 wird mit der „Sultan Qaboos Sail Training Trophy“  jedes Jahr diejenige Organisation geehrt, die die Idee des „Sail Trainings“ am nachhaltigsten gefördert hat. Unter dem Begriff  „Sail Training“ versteht man nicht nur die, vor allem auf deutschen Schiffen betriebene Ausbildung in traditioneller Seemannschaft, sondern die durch die aktive Teilnahme an der Bordroutine verstärkte Entwicklung von Teamgeist, Verantwortungsbewusstsein und Stärkung der Persönlichkeit. Jörg Schinzer, erster Vorsitzender der S.T.A.G., kommentierte glücklich  den prestigeträchtigen Preis: „Wir sind dem Sultanat Oman unglaublich dankbar, dass unsere Jugendarbeit auf deutschen Segelschiffen nun eine solche internationale Anerkennung erfahren hat. Gleichzeitig ist diese Auszeichnung ein  großer Ansporn, unsere Arbeit  weiter kreativ weiterzuentwickeln, um noch mehr finanziell schlechter gestellten jungen Leuten ein Abenteuer auf See zu ermöglichen.“

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Er hatte die Auszeichnung gemeinsam mit dem Präsidenten der S.T.A.G., Volker Klose, der stellvertretenden Vorsitzenden Lena Mäkler und der Jugendsprecherin Elisa Schneider entgegengenommen.

qy7a9772-2   qy7a9809-2 qy7a9816-3  Der omanische Sultan Qaboos, der sich seit vielen Jahren für die Förderung internationaler Jugendbegegnungen einsetzt, hat gemeinsam mit der Royal Navy of Oman in den vergangenen sechs Jahren € 300 000 im Rahmen des „Sultanate of Oman Bursary Fund“ bereit gestellt, um 534 Jugendlichen aus aller Welt die Teilnahme an den internationalen Regatten „The Tall Ships Races“ zu ermöglichen. Auch in den kommenden Jahren können junge Leute von dieser Förderung profitieren. Zusätzlich lud er 2015, noch vor der offiziellen Indienststellung des Segelschulschiffes Shabab Oman II, eine Gruppe Jugendliche aus aller Welt  zu einem mehrwöchigen Törn auf dem Neubau im indischen Ozean ein.

©S.T.A.G. / Herbert Böhm 11 / 2106

 

 

Zusatzinformationen aus der Laudatio:

S.T.A. Germany was formed in 1984 as the National Sail Training Organisation for Germany and has instigated many inspirational sail training projects on board some of their member vessels such as Franzius and Astarte. They have a substantial national annual bursary scheme which helps young people from their country sail on the Tall Ships Races and Regattas aboard their member vessels. In addition, they allocate significant other funding to support other special sail training initiative. They have around 4,000 personal members who sail aboard their member vessels and contribute to STAG in many ways. STAG raised a substantial amount to the build of Class A ship, Alexander von Humboldt II, which is dedicated to sail training.

Übersetzung:

Die STA Germany wurde 1984 als nationale Sail Training-Organisation für Deutschland gegründet und hat viele inspirierende Sail Training-Projekte an Bord einiger ihrer Mitgliedsschiffe wie „Franzius“ und „Astarte“ initiiert. Sie verfügt über einen erheblichen jährlichen Fördertopf, der ihren jugendlichen Mitgliedern hilft, an Bord ihrer Mitgliedsschiffe Rennen und Regatten zu segeln. Darüber hinaus vergibt die S.T.A.G. umfangreiche weitere Mittel zur Unterstützung anderer spezieller Sail Training-Initiativen. Die S.T.A.G. hat rund 4.000 individuelle Mitglieder, die an Bord ihrer Mitgliedsschiffe segeln und zur Vereinsarbeit in vielerlei Hinsicht beitragen. Die S.T.A. G. hat zudem eine beträchtliche Summe für den Bau des Großseglers „Alexander von Humboldt II“ aufgebracht, der speziell für das Sail Training in Dienst gestellt wurde.

„Never miss a good sailing wind!“ – Nachruf Heinz Deymann

„Never miss a good sailing wind!“

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Dieser Spruch war der große Leitsatz von Heinz Deymann. Anscheinend war Anfang diesen Jahres so ein Wind zum Segeln in den Himmel vorhanden gewesen und Heinz Deymann hat ihn ausgenutzt. Er verstarb am 12.Januar 2016 an einer Blutkrankheit.DSCN9421a

Damit blieb ihm ein Lebensabend auf Land erspart. Letzten Oktober noch beim Gaffeltreffen in alter Frische, mit lustigen Gesprächen und gemeinsamen Erinnerungen, Weihnachten fröhlich mit der Familie gefeiert. Und dann, Anfang des Jahres, verschlimmerte sich die Krankheit wie ein Sturm. Innerhalb von zwei Wochen ging alles ganz schnell, so schilderte es mir die Tochter Christiane. Dieser Sturm war wohl zu stark für ihn.DSCN9485a

Automatisch liefen bei mir viele Bilder im Kopf ab, was wir mit ihm alles erleben durften. Die gemeinsamen Gaffelfahrten auf der Elbe und in der Nordsee, die Ferienfahrt für unseren Sohn Thore, den Kanal vor Amrum Odde, den er gebuddelt hatte, um beim nächsten Hochwasser auf jeden Fall wieder flott zu werden, den „Jugendwartpokal“, den wir ihm in Glückstadt verliehen haben, weil er immer sehr für u.a. unsere Kinder da war.

„Wenn die Butter doppelt so dick wie das Brot ist und die Nutella doppelt so dick wie die Butter, dann kann das Brot so dick sein, wie es will, es schmeckt immer.“  Mit diesen Worten holte auch schon mal den Zollstock raus, um die Dicke der Nutella zu messen.

Wie dick seine Bodenplatte seines Schokkers „Regina“ ist, wusste er auch so. Diese hat ihm bei vielen Manövern immer treue Dienste geleistet. Selbst wenn vor Glückstadt bei der Rhinplatte – Rund  6-7 Beaufort wehten, seine Bodenplatte gab genug Gegengewicht. Nur eben von seiner blauen Schippermütze, die er immer auf hatte, den Riemen unters Kinn geklappt und durch.HD-10-005a

Ach Heinz, wer gibt uns nun aus seinem reichen Erfahrungsschatz etwas ab, wer überlegt mit, wann man wo segeln kann und erzählt von seinen zahlreichen Fahrten bei einem Bier (und Malzbier für die Kinder)?

Ich gönne dir diesen Segelwind als Abgang. Es bleibt aber schwer, mit diesem „Schaden“ nach dem Sturm klar zukommen.
Text: Sirkka Tribbe  / Fotos: Karin Holzapfel

Tallships´ Races 2015 Belfast – Ålesund – Kristiansand – Aalborg / Race 1 / Belfast – Ålesund

Tallships´ Races 2015: Belfast – Ålesund – Kristiansand – Aalborg

Race 1  /  Belfast – Ålesund

 

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nach harten Segeltagen erreichten alle Windjammer Alesund

 

_MG_4288adie von Colin Archer erbaute Wyvern und die in Bremens Gläserner Werft gebaute Replik

 

Die auf 600sm angelegte Regattastrecke verlangte einiges an taktischen Vorüberlegungen: Gleich nach dem Start mit westlichen Kursen auf die längere Strecke hinaus auf den Atlantik oder der kürzere Weg zwischen den Hebriden nach Norden steuern um  dann entweder südlich oder nördlich der Shetlands nach Osten  zur Ziellinie vor der norwegischen Küste.

Gleich nach dem Start gelange es zwei Gruppen sich vom Feld abzusetzen, die eine mit der Statsrad Lehmkuhl und der Sörlandet gelang es auf dem fast 1000sm langen Weg mit einem weiten schlag nach Westen so viel Raum zu gewinnen dass sie alle unerwarteten Winddreher optimal nutzen konnte und bereits nach drei Tagen die Regatta beenden konnte. Auch die, meist Yachten,  die den Weg zwischen den Inseln gewählt hatten und sich in einer Spitzengruppe getroffen hatten konnten unter guten Bedingungen das Ziel erreichen. Für alle anderen Regattateilnehmer erwiesen sich alle taktischen Vorüberlegungen als Makulatur. Sie kämpften bis zum Schluss am 15.Juli gegen kaum vorherseh – und sagbare Wind – bzw.Nichtwindverhältnisse. Alle, ohne Ausnahme litten jedoch unter Temperaturen unter 7 0 C und dem Regen, der auch in Ålesund nicht aufhören wollte.

Sieger in der Gruppe der Rahsegler wurde schließlich, die von allen schwächer eingeschätzte Brigg Fryedryk Chopin, die immer mit ihrem schlechten Rennwert zu kämpfen hat überraschenderweise gefolgt von der Sörlandet aus Kristiansand. Die Alexander von Humboldt hatte bereits nach wenigen Tagen aufgegeben und kam so nicht in die Wertung. Die tschechische Replik La Grace beendete das Rennen auf dem 3. Platz.

Bei den gaffelgetakelten Teilnehmern landete der Dauersieger Jolie Brise nach 5 Tagen gesegelter Zeit auf dem zweiten Platz, Sieger wurde die noch von Colin Archer gebaute Wyvern, den 3 Platz erkämpfte sich die Maybe, ein Schiff dem man nachsagt einst General Rommels Offizieren als Yacht gedient zu haben.

Die Gruppe der Yachten gewann die Ocean Spirit of Moray, das Schulschiff des berühmten Internats von Gordonstoun._MG_3246a_MG_3199a_MG_3364a_MG_3279a

Bürgermeister Björn Tömmerdal (links), Knut Western (Chairmann STI, rechts) bei der Siegerehrung in Alesund für Race 1

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Die Crew der Guayas begeisterte alle mit ihrer Folkloreshow und erheilt dafür eine begehrte Auszeichnung.

Text & Fotos  Herbert  H.Boehm

 

 

Tallships Race 2015 Belfast – Alesund – Kristiansand – Aalborg

     

Belfast – Alesund – Kristiansand – Aalborg 

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Belfast, das sich nach 1991 zum dritten mal um die Austragung der Windjammer-Regatta beworben hatte, wurde vor 2 Jahren als Starthafen ausgewählt. Wie sich zeigt, war es eine gute Wahl, nicht nur dass  für die Crews diesmal wirklich ein kulturelles Rahmenprogramm entwickelt wurde, auch die Shuttlebuse zwischen den leider recht weit auseinander liegenden Hafenbecken fahren tatsächlich.

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Obwohl sich traditionsgemäß das Wetter vor dem  großen Abschlussfeuerwerk verschlechterte hoffen nun alle dass der Wind, der den Regen gebracht hatte, durchhält um am Montag, dem 6. Juli die Flotte der 70 Windjammer (Klasse A), Schoner (Klasse B) und Yachten Klase B und C)  nicht ueber die 1,5sm lange Startlinie treiben zu lassen. Gut 60sm nördlich von Belfast in der Nähe von Portrush will Paul Bishop, der langjährige Regattadirektor die Segler  am Montag, dem 6.Juli gegen Mittag auf die 500sm lange Regattastrecke nach Aaleund in Norwegen schicken. Die meisten der großen Rahsegler, wie Guayas, Christian Radich, Soerlandet und  Alexander von Humboldt II werden im Anschluss an die Regatta im August in Rostock, Bremerhaven und Amsterdam, bei den großen Sails zu bewundern sein.

 

Für Insider gibt es hier eine kleine Sensation zu bewundern, Seite an Seite liegen die die beiden Wyverns, die eine, als Jugendprojekt in Bremen als Replik gebaut, die andere, das Original, vor über 100 Jahren von Colin Archer entworfen, vor 2 Jahren gesunken, geborgen, restauriert und  nun wieder im Rennen.

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Der nächste Bericht wird aus Norwegen kommen, mit vielen Eindrücken von Bord der Guayas, dem Segelschulschiff aus Ecuador, dessen Crew gleich zu Beginn von der veranstaltenden STI für ihre tolle Folkoreshow mit Preisen bedacht wurde.

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Text und Fotos – Herbert H. Böh_MG_9407bm

STAG – Jahreshauptversammlung 2015

STAG – Jahreshauptversammlung 2015

Wahrscheinlich hofften Vorstand der „Sail Training Association Deutschland“ und DSST  (Deutsche Stiftung Sail Training) auf eine unspektakuläre Jahreshauptversammlung 2015 nach den Turbulenzen des letzten Jahres. Nicht unberechtigt, war doch die STAG der Star der Internationalen Konferenz der STI (Sail Training International) in La Coruña. Die 2. Vorsitzende, Lena Mäkler wurde in den engsten Kreis der Entscheidungsträger als sog. Trustee berufen und leitet nun den Arbeitskreis „Großsegler“, zudem erhielt das „Deutsche Jugendwerk zur See – Clipper“ die Auszeichnung beste „Sail Training Organisation der Welt 2014 und Jochen Garrn für sein pädagogisches Geschick die Ehrung als „Bester Sail Trainer der Welt 2014“.

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Auf der Habenseite muss zweifellos auch verbucht werden, dass es Jörg Schinzer gelang in seinem ersten Jahr an der Spitze der STAG eine behutsame Kursänderung einzuleiten: weg von der Fokussierung auf die „Alexander von Humboldt“ hin zu mehr Hilfen für die anderen Schiffe, die ebenfalls Mitglieder der STAG sind, wie Astarte und Roald Amundsen. Auch Wahlen zur Besetzung der Gremien liefen reibungslos, erfreulich, dass der oben erwähnte, durch seine Bücher und faszinierenden  Tauwerksseminare bekannt gewordene Jochen Garrn in den engeren Führungskreis gewählt wurde. Man möchte eigentlich schreiben erst bei der Beratung des Haushaltes platzte die Bombe, doch eigentlich war es mehr betretenes Schweigen, als nach Fragen bekannt wurde, dass die Alexander von Humboldt II nicht mehr oder in Kürze nicht mehr der Deutschen Stiftung Sail Training gehören würde. Sie ist dann im Besitz einer GmbH, in der die Kreditgeber der Baukosten (15 Mio. €) ihre Interessen bündeln und die DSST bis auf weiters nur als Betreiber fungieren wird. Auch wenn die DSST das Schiff in einer Art Bareboat – Charter praktisch schuldenfrei übernimmt, so bleiben doch die Auslastungs- – und Konzeptprobleme bestehen – wie nicht wenige Anwesende meinten.

So gilt es nun, durch verstärkte Mitgliederwerbung während der großen maritimen Veranstaltungen wie Hanse Sail und Sail Bremerhaven, neue Mitglieder zu werben und für das Segeln auf den deutschen Traditionsseglern zu begeistern.

Text und Fotos: Herbert H. Böhm