Um 1900 hatte auch in der norwegischen Fischerei die Dampfmaschine das Segel besiegt. Mehr als 300 hölzerne Spitzgatter hatten die kleinen Werften in und um Ålesund zwischen 1861 und 1900 für die küstennahe Langleinenfischerei von Sunmore gebaut. Doch „küstennahe“ ist für die Nachfahren der Wikinger ein dehnbarer Begriff, auf der Jagd nach Kabeljau und Robben soll es nicht wenige Fahrten hinauf bis an die Eisgrenze und ins Weiße Meer gegeben haben. Überlebt hat in Norwegen keiner dieser zwischen 35 und 60 Fuß langen, gaffelgetakelten Zweimaster. Sie waren die ersten, die ein Deck hatten, das die kleine Besatzung genauso schützte wie den kostbaren Fang. Getakelt waren die größeren diese Bankskoyta genannten Segler meist als Gaffelketsch. Diese segelnden Langleinenfischerboote waren es, die Ålesunds Reichtum begründeten und zum bis heute wichtigsten Standort der Stockfisch – Industrie Norwegens machten.
Um die alten Handwerkstechniken des Holzschiffbaus nicht endgültig in Vergessenheit geraden zu lassen, hatten es sich Mitarbeiter des Fischereimuseums in Ålesund, des Hardanger Centre of Historic Vessel Conservation , private Spender sowie große und mittelgroße Firmen zur Aufgabe gemacht eines dieser legendären Schiffe nachzubauen. Vorbild ist ein 60 ft Schiff das in den Jahren zwischen 1880 und 1890 gebaut wurde, auch der Neubau ist wieder als Gaffelketsch getakelt, diesmal ist allerdings ein Motor an Bord, ohne den heute kein Segelschiff mehr fahren dürfte. Mitten im Hafen, dort wo sonst die großen Kreuzfahrer anlegen entsteht vor den Augen vieler Besucher der Rumpf aus skandinavischer Kiefer. Die Planken werden wie früher in einer Dampfkiste „gekocht“ und anschließend an die Rundung des Rumpfes gepresst und befestigt.
Vor allem Jugendliche sollen diese Replik segeln, die voraussichtlich noch in diesem Jahr ihren Stapelhub erleben wird. Die ersten Törns sind im Sommer 2016 geplant.
In Norwegen, so berichten die Fachleute des Museums ist keines der historischen Schiffe erhalten, doch, das besagen Gerüchte sollen zwei irgendwo an der Weser noch existieren. Vielleicht kann ja eine der Leser(innen) dem Museum in Ålesund einen Hinweis zum Verbleib geben (www.bankskoyta.no, oder The Foundation Sunmore Museum Borgundgavlen, N – 6015 Aalesund, Norwegen, Tel.: +47 – 70 16 48 70).
Text und Fotos – Herbert H.Böhm, 07/2015